50 Jahre Friedensnobelpreis für Willy Brandt

50 Jahre Friedensnobelpreis für Willy Brandt

Am 20. Oktober 1971 debattierten die sozial-liberale Koalition und die Opposition aus CDU und CSU im Bonner Plenarsaal engagiert über den Bundeshaushalt für das Jahr 1972. Doch kurz nach 17 Uhr unterbrach Bundestagspräsident Kai-Uwe Hassel die erregte Debatte. Er hatte Wichtiges mitzuteilen: Die Nobelpreis-Kommission des norwegischen Parlaments hatte soeben den Friedensnobelpreis an Willy Brandt verliehen. In der Begründung hieß es, der westdeutsche Kanzler habe „im Namen des deutschen Volkes die Hand zu einer Versöhnungspolitik zwischen alten Feindländern ausgestreckt.“

Gewürdigt wurde damit die neue Ostpolitik der Regierung Brandt, die unter dem Motto „Wandel durch Annäherung“ ein neues Verhältnis zu den Staaten in Osteuropa und zum zweiten Deutschen Staat, der DDR, anstrebte. 1970 fanden zunächst innerdeutsche Gipfel unter seiner Führung statt, bei denen ein Wandel des deutsch-deutschen Gesprächsklimas deutlich wurde. 1971 wurde das Transitabkommen unterzeichnet und in den Folgejahren sorgten weitere Abkommen für Erleichterungen im Zusammenleben von BRD und DDR.

Am 12. August 1970 wurde der Moskauer Vertrag unterzeichnet, mit dem sich BRD und UdSSR zu gewaltfreier Konfliktlösung verpflichteten. Im Warschauer Vertrag vom 7. Dezember wurden im Verhältnis von Polen und der BRD ähnliche Maßnahmen festgeschrieben, die zur Normalisierung der wechselseitigen Beziehungen beitragen sollten. Am Tag der Unterzeichnung bekundete Willy Brandt zudem auf bis heute berühmte Weise Demut und Bitte um Vergebung für die Verbrechen des zweiten Weltkriegs: Stellvertretend für Deutschland fiel der Bundeskanzler in Warschau vor dem “Ehrenmal der Helden des Ghettos” auf die Knie. Infolgedessen wurde er vom amerikanischen Nachrichtenmagazin “Time” zum Mann des Jahres gewählt, bevor er schließlich am 10. Dezember 1971 in Oslo mit dem Friedensnobelpreis für seine Entspannungs- und Ostpolitik ausgezeichnet wurde.